Der Fokus des Abends lag auf dem Radverkehr und die gemeinsame Erkenntnis war: Räder sollten noch viel stärker das Stadtbild prägen! Zur Mobilitätswende gehört das Radfahren unbedingt dazu - darin waren sich alle Teilnehmende der Veranstaltung zum Tag der Umwelt einig.
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung der klimafit-Reihe stand das Rad nicht nur tatsächlich in der Mitte des Raumes, sondern auch im Mittelpunkt der Vorträge. Prof. Jana Kühl von der Ostfalia beleuchtete die Abhängigkeit unserer Fahrradnutzung von der grundsätzlichen gesellschaftlichen Akzeptanz: „Unsere Werte sind dabei, sich zu verändern. Das Auto gerade in seiner Einschätzung als Wohlstandssymbol, das den Verkehr und die Verkehrsplanung dominiert, verliert an Bedeutung.“ Das Fahrradfahren als ökologisch verantwortungsvolle und gesunde Fortbewegung und damit seine Berücksichtigung in Verkehrsplanung und -umsetzung gewinnt an Bedeutung. Aber: „Kulturwandel ist langsam und angesichts des Klimawandels haben wir genau diese Zeit nicht!“, so Prof. Kühl. „Die Leichtigkeit des Autofahrens konkurriert mit der Sicherheit des Radfahrens. Hier muss sich einiges ändern, um den Anteil des Radverkehrs von in Salzgitter derzeit rund 11 Prozent deutlich zu steigern. Dies braucht kluge Aushandlungen“, so Prof. Kühl weiter.
Sie stellte zahlreiche gelungene Beispiele zur Radwegegestaltung vor. Hier konnte Michael Tacke, Baudezernent der Stadt Salzgitter, anknüpfen. Das derzeitige Radwegekonzept sei von 2014, eine Überarbeitung für 2025 vorgesehen. Einiges sei durchaus erreicht bzw. in der konkreten Planung oder Umsetzung. Er erläuterte die rot markierten Radverkehrsfurten im Knotenpunkt Berliner Straße/ Neißestraße. Hier sei noch Gewöhnung aller Beteiligten gefragt. Aber auch der mit Baubeginn 2025 geplante Lückenschluss zwischen Salder und Heerte stehe vor der Realisierung. Auf großes Interesse stießen die Ausführungen zur regionalen Radschnellverbindung nach Braunschweig. „Die derzeitig favorisierte y-Trasse wird in Thiede ein besonderes Vorgehen mit sich bringen und auch eine Verringerung der Fahrgeschwindigkeit bedeuten“, so Tacke. „Im Übrigen zeigt sich hier die grundsätzliche Bedeutung einer gebietsübergreifenden Radverkehrsstrategie. Auch die Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel ist unverzichtbar“, ergänzte er.
Richard Köhler vom ADFC Salzgitter ging im Anschluss auf kritische Punkte in Salzgitter ein. Ungeeignete Schutzstreifen auf der Straße gehörten insbesondere dazu. Von den Kursteilnehmenden wurde fehlende Rücksicht der Autofahrer bemängelt, größeres Engagement in der Sicherstellung der Regeln durch die Polizei, Schwierigkeiten der Feldwegenutzung nach Neubefestigung mit großen Steinen, aber auch die insgesamt zu schleppende Umsetzung der Radwegeplanung und der oftmals fehlende Blick auf Kinder und Familien auf dem Rad. Kursleiterin Petra Wassmann betonte, dass die Meldeapp der Stadt ein gut geeignetes Mittel sei, auf Mängel hinzuweisen. Auch für die geplanten Bürgerdialoge und insbesondere für das bereits angelaufene Stadtradeln wurde geworben. Denn: Räder sollten das Stadtbild stärker prägen!
Die klima-Reihe „Klimawandel vor der Haustür“ der VHS Salzgitter bestand aus sechs Präsenz- und Onlineveranstaltungen rund um die Themen Klimawandel und lokale Auswirkungen sowie Möglichkeiten des regionalen Klimaschutzes.