Vier Schüsse mit jeweils 30 Gramm Pulver bewiesen die Qualität des Nachbaus, der nun bald im Städtischen Museum Schloss Salder zu sehen sein wird.
Der Fund und seine Rekonstruktion
Es war ein sensationeller Spätmittelalter-Fund auf der bekannten mittelalterlichen Burgruine Lichtenberg in Salzgitter. Bei Ausgrabungen wurde vor Jahrzehnten ein Teil einer bronzenen spätmittelalterlichen / frühneuzeitlichen Hakenbüchse gefunden. Diese Art Handfeuerwaffe war vor allem im 15. und 16. Jahrhundert in Gebrauch. Ihr Name stammt von dem unten am Lauf angesetzten Haken, der zum Abfangen des Rückstoßes vom Schuss zum Beispiel auf eine Mauer aufgelegt werden konnte. Der spannende Fund von Lichtenberg weist am Haken – sehr ungewöhnlich für solche Waffen – zwei eingravierte Wappen auf. Diese erlaubten bisher schon eine Zuordnung zu dem Adelsgeschlecht von Cramm und eine grobe Datierung in die Jahrzehnte um 1500. Das Städtische Museum Schloss Salder gab 2021 einen Komplettnachbau des bemerkenswerten Fundes in Auftrag.
Den Komplettnachbau der Waffe, inklusive Recherche, Rekonstruktion, Guss des Laufs aus Geschützbronze und Anfertigung der Holzschäftung, übernahm für das Städtische Museum Schloss Salder der bekannte Archäometallurge Dr. Bastian Asmus. In aufwändiger Kleinarbeit anhand hat er anhand komplett erhaltener Vergleichsstücke rekonstruiert, wie der Lichtenberger Fund einst ausgesehen haben muss. Als Ergebnis entstand ein Holzmodell, das als Basis für den Guss des Nachbaus der Hakenbüchse gedient hat. Das fertige Stück konnte dann bereits beim Museumsfest 2022 von der Öffentlichkeit bewundert werden. Ganz fertig war die Hakenbüchse damals allerdings noch nicht. Denn um die Vergangenheit wieder aufleben lassen zu können, sollte sie mit Schwarzpulver abgefeuert werden. Allerdings als „Böller“, ohne Geschoss. Hierfür war zunächst eine Prüfung im Beschussamt Suhl notwendig. Nachdem diese positiv erfolgt war, stand dem ersten Test nichts mehr im Wege.
Test des Nachbaus der historischen Waffe
Das erste Abfeuern erfolgte standesgemäß am historischen Fundort: Der Burgruine Lichtenberg. Bei schönem Herbstwetter hatten sich hier Mitglieder des Museumsteams, des Fördervereins Burg Lichtenberg, der Presse und der Interessengemeinschaft Dreißigjähriger Krieg Oderwald versammelt. Auch einige zufällig anwesende Schaulustige wurden herzlich eingeladen, zuzuschauen. Allerdings in sicherer Entfernung, denn um die Sicherheit der Augenzeuginnen und Augenzeugen zu garantieren, bedienten nur zwei Mitglieder der IG Dreißigjähriger Krieg Oderwald, Ulf Kalb und Christoph Weinzettel, die Waffe. Einer von ihnen hielt die zuvor mit Schwarzpulver geladene und auf einem extra dafür angefertigten Gestell „eingehakte“ Hakenbüchse, der andere zündete sie mittels einer an einem Stab befestigten Lunte.
Bereits nach dem ersten großen Knall – immerhin werden jeweils 30 Gramm Schwarzpulver pro Schuss gezündet – stand dann glücklicherweise fest: Dem Nachbau bleibt das Schicksal des historischen Vorbilds erspart! Das war vermutlich - das legen Materialuntersuchungen zumindest nahe - einst wohl beim Abfeuern aufgrund von Gussfehlern in der Bronze und / oder zu viel Schwarzpulver explodiert. Der Nachbau funktioniert allerdings ideal und wurde deshalb auch gleich ganze vier Mal abgefeuert. Bei allen Anwesenden sorgte das Spektakel für große Begeisterung, wurde damit doch ein lange vergessenes Stück Stadtgeschichte wieder lebendig.
Im Schloss Salder zu sehen
Der originale Fund des „Hakens“ von Burg Lichtenberg und der Nachbau der Hakenbüchse kann im Städtischen Museum Schloss Salder besichtigt werden.
Die rekonstruierte Hakenbüchse ist im Abschnitt der Dauerausstellung zur Burg Lichtenberg auf einem entsprechenden, von der Museumswerkstatt gefertigten Ständer angebracht und professionell gesichert. Neben dem klassischen Ritter der Zeit um 1300, symbolisiert sie hier das Ende der Burgen an sich durch das Aufkommen der Feuerwaffen und insbesondere die Zerstörung von Burg Lichtenberg 1552.